Samstag, 29. April 2017

Oliver Twist - Charles Dickens

"Wir leben in einer Welt der Täuschungen, und oft schlagen gerade die Hoffnungen fehl, auf die wir am heißesten bauen, und die unserer Natur die meiste Ehre machen." - S. 406

Charles Dickens zweites Buch "Oliver Twist", aus dem Jahr 1938, ist ein gesellschaftskritischer Roman. Den jungen Hauptprotagonisten, der den Namen des Buchtitels trägt, schließt man sofort ins Herz. Und mit ihm gemeinsam durchwandert man seine ersten Jahre als Waisenkind, die er ohne jegliche Art von Liebe überlebt. Der junge Oliver bestreitet die Flucht in die fremdwirkende Großstadt London, erlebt so manche gefährliche Abenteuer und gerät in hinterlistige und boshafte Machenschaften der Londoner Unterschicht.

Charles Dickens konnte schreiben. Oh ja, auf jeden Fall! Ich habe an diesem 400-Seiten-Wälzer knapp 3 Monate lang gelesen. Jedes Wochenende ein paar Seiten. Mehr ging sich einfach nicht aus. Und trotzdem: Ich brauchte keine zwei Sätze, um wieder in die Geschichte hinein zu finden!

Ich bin froh, diesen Klassiker und gleichzeitig meinen ersten Dickens gelesen zu haben. In der Mitte des Buches war ich fast schon drauf und dran aufzuhören, da ich so unglaublich traurig über das Schicksal des Oliver Twist war. Aber ich blieb dran, denn so einfach wird bei mir kein Buch weggelegt - auch wenn es drei Monate dauert, bis es beendet werden kann. ;-)

Immer wieder fragte ich mich: Warum muss das alles dem kleinen Oliver passieren? Das Leben war so unfair zu ihm! Man kommt aber schnell wieder auf den Boden der Tatsachen zurück, "es ist ja nur ein Roman, das war in Europa im 19. Jahrhundert, das ist doch schon lang vorbei.".
Doch halt! Man darf nicht vergessen, wie viele Kinder, die als Waisen zur Welt kommen, oder im Laufe ihres noch jungen, unschuldigen Lebens zu Weisen werden, nicht in die Hände von willkürlich grausamen und wahnsinnigen Menschen geraten! Wie viele müssen nicht in Elend und Leid ein Leben auf der Straße bestreiten und sich mit kriminellen Handlungen durchschlagen? - Da muss man gar nicht so weit auf andere Kontinente blicken, auch in Europa gibt es sicher immer wieder Fälle, wo Straßenkinder und Vollwaise so mancher Menschenbestie schutzlos ausgeliefert sind.
Und genau das stimmte mich während der Lektüre so traurig. Das viele Leid, das auf der Welt passiert, während ich meinem Bett ein Buch lese. Ein Buch lesen darf. Denn eine solche Handlung, die für uns ein Zeitvertreib ist, ein Hobby, ein kleine Nebensache, ist eigentlich ein Privileg. Unser gutes Leben ist ein Privileg, das man jeden Tage schätzen sollte. 



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Genre: Roman
Verlag: Anaconda
Seiten: 414
Preis: € 4,95
ISBN: 978-3-86647-733-5

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