Samstag, 8. Oktober 2016

Warten auf Gianni - Susanne Scholl

Kurz noch möchte ich euch in den Sommer führen, bevor der farbenfrohe Herbst wirklich eingezogen ist. Bei uns in Österreich ist momentan eher trostloses, graues Novemberwetter und deshalb möchte ich euch heute schnell nach Sardinien entführen. Die Protagonistin von 'Warten auf Gianni' flüchtet jedes Jahr aus Wien auf die Insel. Eine Flucht aus dem Alltag ins Paradies. - Das wünsche ich mir hin und wieder auch.




Buchrücken:
Eine Liebesgeschichte in sieben Jahren
Sieben Sommer verbringt Lilly bei ihren italienischen Freunden auf Sardinien und genießt die unkomplizierte, sinnliche Atmosphäre endloser Urlaubstage - und die Zeit mit Gianni, der so gar nichts von einem Latin Lover hat und den sie trotzdem nicht vergessen kann. Sieben Winter jedoch muss Lilly zurück nach Wien in einen reichlich unerfreulichen Alltag: Ihr Ex-Freund hat eine neue, junge Frau, ihre beste Freundin stirbt an Krebs, ihr Vater outet sich als homosexuelle und schreibt auch noch ein Buch darüber. Also flüchtet sie in ihre Traumwelt - und fantasiert von einem Leben mit Gianni in Rom, von einem eigenen Kind. Der letzte Sommer jedoch zwingt sie, ihre Wünsche endlich mit der Realität zu konfrontieren.


Gelesen Juli 2016

Eigentlich greife ich nicht zu dieser Art von Literatur, aber ich war im Buchladen unterwegs und suchte nach einer Urlaubslektüre. Da sprang mir dieses Cover entgegen und ich verliebte mich sofort in die Aufmachung des Buches. Man riecht plötzlich das Meer und fühlt schon den Sand zwischen den Zehen! Deshalb habe ich es dann auch gleich eingepackt, ein Cover-Kauf sozusagen. Auf Urlaub ging es dann aber nicht ans Meer, sondern an den Wörther See in Kärnten, Österreich. :)


Meine Meinung

Zuerst möchte ich den Schreibstiel von Susanne Scholl loben. Dieser ist sehr angenehm und auch sehr interessant. Eingeteilt ist die Geschichte in sieben große Kapitel - sie stellen die sieben Jahre auf Sardinien dar. Der Text ist in sehr sehr viele Absätze unterteilt, welche Raum für eigene Gedanken während der Lektüre lassen.
Die Geschichte ist in der Sie-Form verfasst, immer wieder gibt es aber Gedankeneinschübe der Protagonistin Lilly in der Ich-Form.

Die Figuren im Buch entspringen der Realität. Ich finde, die einzelnen Charaktere wirken sehr authentisch. Ich konnte mich gut mit der Protagonistin und mit dem Thema der Geschichte identifizieren. Lilly wird zu Hause immer das kleine Küken bleiben, alle meinen ihr Bestes zu wollen und nörgeln an ihr herum. Deshalb freut sie sich jedes Jahr riesig auf den Sommerurlaub bei ihrer Freundin Miriam auf Sardinien. Sie malt sich dort ihre kleine Welt aus, verliebt sich in Gianni und fühlt sich frei, weit weg von ihrer Familie und ihrem Ex-Freund. Jedes Mal wenn sie wieder zurück nach Wien muss, ist das Urlaubsgefühl wieder verflogen und der Alltag zieht ein. Trotzdem ist der einzige Trost für Lilly, sich in die Traumwelt zurückzuziehen und sich auf den nächsten Sommer zu freuen. Bis sie im siebten Jahr mit der Realität konfrontiert wird und das Träumen nicht mehr hilft.

Das Thema der Geschichte gefällt mir sehr gut, da ich selbst jemand bin, der sich gern die Wirklichkeit erträumt. Ich muss mich immer wieder zusammenreißen, dies nicht zu tun, da es ja eigentlich zu 90 % anders kommt, als man es sich im Kopf vorher ausmalt. In diesem Buch geht es genau um das - nur braucht Lilly für diese Erkenntnis ganze sieben Jahre! Schuld daran ist sicher auch Gianni - puh, der wurde mir vor allem auf den letzten Seiten ziemlich unsympathisch.

Lilly hat mir als Protagonistin sehr gut gefallen, ich glaubte ihr und fühlte auch mir ihr mit. Jedoch am besten gefallen hat mir Miriam, Lillys beste Freundin. Sie lebt ihr Leben in vollen Zügen und ist immer gut gelaunt - ein gutes Vorbild sozusagen! Lilly jedoch ist eine Frau, die nicht sehr viel Selbstbewusstsein hat, woran auch unter anderem die Familie und ihr Ex-Freund Schuld haben. Sie ist ein Charakter, der ziemlich anstrengend sein kann, trotzdem aber versteht man ihre Gefühlslage sehr gut, auch wenn man nicht immer so handeln würde wie Lilly selbst.

Beim Lesen hatte ich immer ein bisschen die Liedzeilen von "Der Himmel über Wien" von Lemo im Kopf:

"Ich will nicht wissen was du tust
Will nicht hören was du denkst
Oooh 
Oh ich will weit weit weg 
Ich leg die Splitter meiner Seele 
Unter'n Teppich vor der Tür 
Ich lass die scheiß Stadt hinter mir"

In beiden Veröffentlichungen geht es um das "Ausbrechen" - aus Wien, aus dem Alltag, aus der Vergangenheit.


Meine Bewertung







Das Buch bekommt von mir "nur" vier Kirschen, da die Geschichte schön und Augen-öffnend für mich war, sich aber nicht in mein Herz gelesen hat. Es konnte aber mit einem tollen Schreibstil und der schönen Aufmachung punkten. Das Buch ist gebunden und wirklich schön gestaltet, die Buchseiten fühlen sich richtig gut an beim Blättern, es hat genau die richtige Größe und Länge und auch das Layout des Textes ist zu loben!

Noch dazu ist die Autorin eine Österreicherin, was mir natürlich auch sehr gut gefällt. :)


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Genre: Roman
Verlag: Residenz Verlag
Seiten: 215
Preis: € 19,90 (A)
ISBN: 9783701716678

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