Sonntag, 1. Oktober 2017

Die Geschichte der Bienen - Maja Lunde

"Ich hatte geglaubt, mich entscheiden zu müssen, aber ich konnte beides in Einklang bringen, das Leben und die Leidenschaft." - S. 220


"Die Geschichte der Bienen" war in den letzten Monaten in aller Munde und ich habe viel gute Kritik darüber gelesen. Das Thema und das Cover haben mich zusätzlich angesprochen. Und vor allem dachte ich mir: Eine norwegische Schriftstellerin steht noch nicht in meinem Bücherregal.

Gelesen Juli/August 2017

Die Handlungen von drei Hauptcharakteren aus gänzlich unterschiedlichen Zeiten, ja Epochen, laufen parallel nebeneinander, und stehen, wie sich vor allem am Ende herausstellt, alle miteinander in Verbindung.
Zum einen gibt es William, Samenhändler, Ehemann und Vater von vielen Kindern, der in England im Jahre 1852 lebt. Er hat aufgrund seiner Familie seine Liebe zur Biologie und zur Forschung aufgegeben. Eine Entscheidung, die ihn jetzt, in schon reifem Alter einholt, und in eine große Krise fallen lässt. Erst die Arbeit an einem selbst entworfenen Bienenstock lässt ihn wieder aufleben.
Der zweite Protagonist ist der Imker George aus Ohio, USA, der im Jahr 2007 mit dem Bienensterben zu kämpfen hat, obwohl er alle seine Bienenstöcke selbst anfertigt und rücksichtsvoll mit seinen Bienen umgeht. Er tut alles, um seinen Hof zu erhalten, und möglicherweise auch zu erweitern.
Und dann ist da noch Tao, eine junge Frau in China im Zukunftsjahr 2098. Die Bienen sind schon lange verschwunden, sie selbst ist eine der vielen Arbeiterinnen, die die Obstbäume per Hand bestäuben. Tao macht sich viele Gedanken über die Zukunft, vor allem da sie weiß, was ihrem kleinen Sohn bevorstehen wird. Ihr Sohn Wei-Wen widerfährt eines Tages Tragisches. Sein Schicksal bedeutet aber Hoffnung für die ganze Welt.

Nicht nur die Bienen verbinden diese drei Menschen: Sie alle drei haben jeweils einen Sohn, für diesen sie sich Zukunftspläne ausmalen, aber immer wieder von deren Handlungen enttäuscht werden, da diese selbst ganz andere Wünsche und Träume hegen. Die Verbitterung der Eltern hat mich auf den ersten 100 Seiten massiv gestört, ich fand die jammernden Hauptprotagonisten ziemlich nervig und fand keinen Draht zu ihnen. Trotzdem las ich weiter, da der Erzählstil toll und auch alles rund um die Charaktere interessant war. Ich bin froh, weitergelesen zu haben, denn ich freundete mich ein kleines bisschen mit den Figuren an, konnte sie teilweise auch ein wenig verstehen und genoss die Lektüre wirklich sehr.

Das Buch zeigt, wie wertvoll die Bienen für unseren Planeten sind. Sie liefern uns nicht nur den Honig, ihr Aufgabenbereich ist groß. Ich könnte und möchte mir gar nicht vorstellen, dass wir Menschen sie ersetzen sollten, und so wie Tao die Bäume und Pflanzen per Hand zu bestäuben. Zusätzlich kann man in drei gänzlich unterschiedliche Familien- und Lebenswelten eintauchen, die einen historisch in die Vergangenheit zurückversetzen, oder dystopisch in die Zukunft beamen.

Ich habe mich sehr gut unterhalten gefühlt. Zum Sommer passt dieser Lesegenuss hervorragend, vor allem dann, wenn neben dem Lese-Liegestuhl auf der Wiese die Bienen summen und fleißig ihre Arbeit verrichten. Das Buch selbst ist sehr hochwertig aufgemacht, die Covergestaltung finde ich genial und ich bin gespannt, was da noch von Maja Lunde kommt - ich hoffe, es war kein "One-Hit-Wonder". :-)



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Genre: Roman
Verlag: btb
Seiten: 510
Preis: € 22,50 (A) , € 19,99 (D)
ISBN: 978-3-442-75684-1

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